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Louise Röska-Hardy: U-förmige Entwicklungsverläufe und Sprachliches Wissen

Beim Erwerb mancher Fähigkeiten zeigen Lernende gradlinige Fortschritte, bis sie die Fähigkeit beherrschen. In einigen Bereichen jedoch sieht die Lernkurve anders aus. In der Anfangsphase zeigen die Lernende korrektes Verhalten, welches nach einer Periode von inkorrektem Verhalten mit der Zeit durch im Ganzen korrektes Verhalten abgelöst wird. Die Kurve des zeitlichen Entwicklungsverlaufs nennt man ‚U’-förmig’. Solche U-förmigen Erwerbsmuster sind theoretisch interessant, weil sie auf Phasen hinweisen, wo eine Neuorganisation von zugrunde liegenden Repräsentationen und Prozessen stattzufinden scheint. Die Erklärung von U-förmigen Entwicklungsmustern verspricht daher Aufschluss über den Charakter solcher Repräsentationen und Prozesse. Im Erstspracherwerb gibt es Beispiele für U-förmige Entwicklungen, die eine zentrale Rolle in theoretischen Debatten über die Natur sprachlicher Repräsentationen und Mechanismen spielen. Dieser Beitrag diskutiert, was wir aufgrund von U-förmigen Entwicklungsverläufen über sprachliches Wissen folgern können.