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Michael Stolberg: Die Harnschau in Medizin und Alltag der Vormoderne (1500-1850)

Zum Thema:
Die Harnschau gilt vielen heute als Inbegriff der Scharlatanerie. Doch jahrhundertelang glaubten selbst hochgelehrte Ärzte, der bloße Blick auf das gefüllte Harnglas eröffne tiefe Einblicke in die geheimnisvollen Vorgänge im Körperinneren. Krankheiten und Schwangerschaften wurden oft allein aus dem Harn diagnostiziert. Anhand von ärztlichen Schriften und Fallgeschichten, Patientenbriefen und Verhörsprotokollen und nicht zuletzt von zeitgenössischen bildlichen Darstellungen schildert der Vortrag die alltägliche Praxis der Harnschau mit ihren Spielregeln und Ritualen und geht den Gründen für die tiefe und beharrliche Verwurzelung der Harnschau in der vormodernen Medikalkultur nach.


Zum Referenten:
Michael Stolberg ist Vorstand des Instituts für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit unterschiedlichen Aspekten der Kultur- und Alltagsgeschichte der frühneuzeitlichen Medizin und Körpergeschichte. Er ist unter anderem Verfasser von „Homo patiens. Krankheits- und Körpererfahrung in der Frühen Neuzeit“ (Weimar, Böhlau, 2003) und „Die Harnschau. Eine Kultur- und Alltagsgeschichte“ (Weimar, Böhlau, 2009).