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Linda Gerlach & Falko Berthold: Possessivkonstruktionen im Hoan

Der Vortrag diskutiert Possessivkonstruktionen im Hoan, einer bisher kaum beschriebenen und stark vom Aussterben bedrohten Khoisansprache (Ju-Hoan-Familie, Greenbergs "Nordkhoisan"). Diese Konstruktionen werden auf drei morphologisch unterschiedliche Arten markiert. Neben der einfachen Juxtaposition von Dependent und Kopf finden sich außerdem Possessive, die mit dem Possessivmarker sì oder dem Marker kí zwischen Dependent und Kopf
markiert werden (vgl. Bsp. (1)- (3)).

(1)     dyaqmsì dyéé
         child mother
         'child’s mother'

(2)     ’’amkòè sì tyàmà
          person POSS dog
         'person’s dog'

(3)     gòmè kí !oo
         cow POSS stomach
         'cow’s stomach'

Während Juxtaposition zu einem großen Teil Verwandtschaftstermini und Körperteile markiert, sind die mit sì markierten Konstruktionen semantisch sehr unterschiedlich. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Gebäudeteile, Baumaterialien und domestizierte Tiere. Die Gruppe der mit kí markierten Konstruktionen ist ebenfalls semantisch heterogen, hier finden sich Nomen aus Feldern wie z.B. Körperteile, Pflanzenteile und Flüssigkeiten. Im Hinblick auf die morphologische Markierung ist die mit kí markierte Gruppe zweigeteilt. Während bei einem Teil der Konstruktionen kí nur bei pluralen Kopfnomen auftritt (s. Bsp. (4)), wird kí bei einem anderen Teil der Konstruktionen sowohl mit für Singular markierten als auch mit für Plural markierten Kopfnomen verwendet (s. Bsp. (5)).

(4) a.    kátsè !''óón
             cat heart
            'the cat’s heart'
    b.    kátsè qà kí !''óón qà
           cat PL POSS heart PL
           'the hearts of the cats'

(5) a.     gòmè kí !oo
             cow POSS stomach
             'the cow’s stomach'
    b.     gòmè kí !oo qà
            cow POSS stomach PL
            'the stomachs of the cows'

Zum einen setzt sich der Vortrag mit der Funktionsweise des kí-Markers auseinander, zum anderen soll diskutiert werden, ob eine Analyse der Daten im Hinblick auf Alienabilität, wie vorher von Collins (2001)1 vorgeschlagen wurde, sinnvoll ist.

1 Collins, Chris. 2001. Aspects of Plurality in &Hoan. Language 77, 3: 456-476.