XLV. STUTS IN DÜSSELDORF: 20.05. - 24.05.2009

Die luxemburgischen Sprachinseln in Nordamerika

Amira Ouardalitou (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)

Luxemburgisch wird nicht nur in Luxemburg gesprochen, sondern auch in Sprachinseln in Nordamerika. Diese Sprachinseln wurden bis dato noch nie empirisch erforscht und habe im Jahr 2007 mit der Forschung und somit auch mit den Vorbereitungen zu meiner Bachelorarbeit begonnen. Im Sommer 2008 habe ich den Grundstein mit meinem Korpus für weitere Untersuchungen gelegt.

In meinem Vortrag werde ich über die Ansiedlungen in Nordamerika sprechen, mein Forschungsdesign, dass ich in Nordamerika angewandt habe, und anhand von Ausschnitten meiner Probanden, einen Einblick in die Hypothesen geben, ebenso wie sich die luxemburgische Sprache bis heute erhalten konnte.

Auswahlbibliographie:

Gonner N. (1889).: Die Luxemburger in der Neuen Welt. Luxemburger Gazette. Ensch J., Hury, C.,Muller, J-C (Hrsg.) Bd. I. Esch-sur-Alzette: Editions-Reliures Schortgen, 1985.

Jakob A. (2002).: Niederdeutsch im Mittleren Westen der USA, Auswanderungsgeschichte – Sprache – Assimilation. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte

have and have got as competing variants in the history of English

David Lorenz (Stuttgart)

In English there is a variation between have and have got in expressing ‘possession’:

We have (got) a hammock on the porch.

I have (got) a hangover.

Here, bare have is a full verb, while have got is a present perfect construction. These are two distinct forms with the same function (also called a ‘doublet’). Such optionality points to an ongoing change (cf. Pintzuk 2003).  

This change can be described in terms of a grammar competition: have and have got are competing for stative possessive meaning. The competition can be tracked through history by a quantitative analysis of corpus data.

My presentation consists of two parts:

First, I will present a scenario of how have got acquired possessive meaning (and thus entered into the competition): ‘Possession’ is inferred in its original meaning ‘have obtained’ – this inference gradually developed into the core meaning of have got. This scenario differs from previous accounts of the origin of possessive have got, which seem to assume that got was inserted as a reinforcer or pattern preserver.

Then, I will look at how the use of possessive have got increases over time, i.e. the actual competition between have and have got. I discuss the effects of four factors: the use of have as an auxiliary, the contraction of have (to ‘ve, ‘s, etc.), the presence of a generic possessor, and do-support (i.e. questions and negative sentences). It will be seen that the change proceeds differently in different contexts.

Auswahlbibliographie:

Crowell, Thomas L. 1959. “Have got, a Pattern Preserver”. American Speech 34. 280-286

Kroch, Anthony. 1989. “Reflexes of Grammar in Patterns of Language Change”. Language Variation and Change 1. 199-244

—. 1994. “Morphosyntactic Variation”. The Parasession on Variation in Linguistic Theory ed. by Katharine Beals. Papers form the 30th Regional Meeting of the Chicago Linguistics Society, Vol.2. 180-201

—. 2002. “On the Role of Context in Grammaticalization”. New Reflections on Grammaticalization ed. by Ilse Wischer and Gabriele Diewald. Amsterdam, Philadelphia: John Benjamins. 83-101

Pintzuk, Susan. 2003. “Variationist Approaches to Syntactic Change”. The Handbook of Historical Linguistics ed. by Brian D. Joseph and Richard Janda. Malden, Mass.: Blackwell Publishing. 509-529

Die "Scottish Vowel Length Rule" – ein schwindendes Phänomen?

Sarah Gerhardt (Marburg)

Die Länge von Vokalen in den meisten englischen Varietäten wird bestimmt durch den sogenannten "Voicing Effect" (VE). In Folge dessen sind Vokale vor stimmhaften Konsonanten ca. 50 % länger als vor stimmlosen (vgl. Hewlett et al 1999). Im schottischen Standard bzw. Scots dagegen operiert die sogenannte "Scottish Vowel Length Rule" (SVLR), eine komplexere Regel, die im Gegensatz zum phonologisch bestimmten VE phonetisch und morphologisch determiniert wird.

Die SVLR wurde zum ersten Mal von Aitken (1981) formuliert und gilt als eines der charakteristischsten Phänomene der Lautsprache in Schottland. Jüngere experimentelle Studien zeigen, dass die SVLR oft nicht (mehr?) in dem Umfang zu finden ist, wie von Aitken angenommen. Dies kann in einer Angleichung an den englischen Standard begründet sein. Gleichzeitig ist die SVLR offenbar für bestimmte Vokale höchst produktiv, wie z.B. Untersuchungen im Bereich des Erstspracherwerbs zeigen.

Mit Hilfe von Tonbeispielen möchte ich in meinem Vortrag zunächst einen kurzen Überblick über die Sprachsituation in Schottland, insbesondere die Phonologie des Schottischen Standards/Scots geben. Anhand von Daten aus einer Feldstudie, die ich im letzten Jahr durchgeführt habe, werde ich dann den Status der SVLR im Regiolekt von Dumfriesshire (Südwest-Schottland) genauer untersuchen. Die Ergebnisse sollen Tendenzen für die zukünftige Entwicklung der "Scottish Vowel Length Rule" aufzeigen.

 

Auswahlbibliographie:

Aitken, A. Jack. 1981. "The Scottish Vowel-length Rule." In Benskins, M. / Samuels, M. (eds.). So Meny People Longages and Tonges: Philological Essays in Scots and Medieval English Presented to Angus McIntosh. Edinburgh: Edinburgh University Press. pp. 131-157.

Hewlett, Nigel. et. al. 1999. "Vowel Duration in Scottish English Speaking Children." Proceedings of the XIVth International Congress of Phonetic Sciences, San Francisco. pp. 2157-2160.

URL: 193.62.47.80/ssrc/pubs/hewl991.pdf

Scobbie, James M. et. al. 1999. "Standard English in Edinburgh and Glasgow: the Scottish Vowel Length Rule revealed." In Foulkes, P. / Docherty, G. (eds.) Urban Voices: Variation and Change in British Accents. London: Arnold. pp. 230-245.

Luxemburgisch – Einblicke in eine junge germanische Sprache

Fränz Conrad (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)

Als jüngste germanische Sprache (per Gesetz wurde das Luxemburgische erst 1984 als „Nationalsprache“ des Großherzogtums Luxemburg neben den beiden Amtssprachen Deutsch und Französisch festgelegt) hat das Luxemburgische in den letzten Jahrzehnten von einer reinen Umgangssprache (noch heute betrachten sie viele nicht-Luxemburger fälschlicherweise als Dialekt) den Weg zu einer normierten Sprache gefunden. In den letzten Jarhen erlebt sie einen regelrechten „Boom“: ein paar Tausend Ausländer lernen sie jedes Jahr in zahllosen Kursen, Luxemburgisch wird für die 150.000 täglichen Arbeitspendler mehr und mehr zum Jobgaranten, die Wissenschaft wendet sich ihrer Erforschung zusehends mehr zu, was sich etwa in der Etablierung eines Lehrstuhls der linguistischen Luxemburgistik an der Universität Luxemburg zeigt.

Als Schmelztiegel zwischen den beiden großen Kulturnationen Deutschland und Frankreich und durch eine Geschichte voller fremder kultureller Einflüsse ist das Luxemburgische linguistisch höchst interessant: als westgermanische Sprache steht sie dem Standarddeutschen recht nahe, was sich in Morphologie und Syntax zeigt, lexikalisch ist der Einfluss des Französischen beachtlich, phonologisch wiederum beschritt sie teilweise eigene Wege.

In meinem Vortrag werde ich die wichtigsten sprachhistorischen, sprachgeographischen und linguistischen (morphologischen, phonologischen,…) Informationen zur jungen Sprache erläutern, und anhand Textbeispielen veranschaulichen. Der Überblick soll einen interessanten Einblick in die Sprache geben, und will versuchen zu zeigen, dass das Luxemburgische für Linguisten eine wahre Goldgrube ist, nicht zuletzt, da es noch zahllose sprachwissenschaftlich unerforschte Gebiete gibt.

Loosst Iech mol iwwerraschen!

 

Auswahlbibliographie:

BRUCH, Robert: Das Luxemburgische im westfränkischen Kreis. Luxemburg 1954.

 

BRUCH, Robert (1973): Luxemburger Grammatik in volkstümlichem Abriss. Luxemburg (Institut grand-ducal).

 

BRUCH, Robert (1953): Grundlegung einer Geschichte des Luxemburgischen. Luxemburg (P. Linden).

 

GILLES, Peter (1999): Dialektausgleich im Lëtzebuergeschen. Zur phonetisch-phonologischen Fokussierung einer Nationalsprache. Tübingen (Max Niemeyer).

 

GILLES, Peter: Phonologie der n-Tilgung im Moselfränkischen ('Eifler Regel'). Ein Beitrag zur dialektologischen Prosodieforschung. In: MOULIN, Claudine; NÜBLING, Damaris (Hgg.): Perspektiven einer linguistischen Luxemburgistik. Heidelberg 2006, S. 29-68.

 

 

GIRNTH, Heiko: Entwicklungstendenzen der „Eifler Regel“ im Moselfränkischen. In: MOULIN, Claudine; NÜBLING, Damaris (Hgg.): Perspektiven einer linguistischen Luxemburgistik. Heidelberg 2006, S. 69-86.

 

Lëtzebuergesch: Quo Vadis? Actes du cycle de conférences. 2002-2004.

 

MOULIN, Claudine; NÜBLING, Damaris (Hgg.) (2006): Perspektiven einer linguistischen Luxemburgistik. Heidelberg (Universtitätsverlag Winter).

 

MOULIN, Claudine; GILLES, Peter (2003): Luxembourgish. In: Deumert, A.; Vandenbussche, W. (Hgg.): Germanic Standardisations. Past to Present. Impact: Studies in language and society 18. Amsterdam/Philadelphia. S. 303-329.

 

NEWTON, Gerald (Hg.) (1996): Luxembourg and Lëtzebuergesch. Languages and Communication at the Crossroads of Europe. Oxford (Clarendon Press).

 

SCHANEN, François; ZIMMER, Jacqui (2006): 1,2,3 Lëtzebuergesch Grammaire. Esch-sur-Alzette (Schortgen)

 

SCHILTZ, Luc (2004): Lëtzebuergesch schwätzen. Einblick in die luxemburgische Sprache. Luxemburg (Michael Weyand).

 

http://urts52.uni-trier.de/fsl/

 

http://engelmann.uni.lu:8080/portal/wbb/woerterbuecher

 

www.6000Wierder.lu

Kontakt-induzierter Sprachwandel im Kalenjin: Phonologische und morphosyntaktische Konvergenz im nilotischen Sprachraum

Holger Körtge

In einer Reihe von rezenten Publikationen in der Sprachkontaktforschung und der diachronen Sprachwissenschaft wird die oftmals schwierige Frage diskutiert, wie man genetisch vererbte Sprachmerkmale von nicht-genetischen durch Sprachkontakt diffusionierten Merkmalen unterscheiden kann (vgl. Thomason & Kaufman 1988; Harris und Campbell 1995; Aikhenvald und Dixon 2001, 2007; Joseph and Janda [2003] 2008). Es mag sich herausstellen, dass diese Frage nahezu unlösbar ist. Es zeigt sich jedoch, dass Sprachkontakt bei der Entwicklung von Sprachen eine wesentlich größere Rolle zu spielen scheint, als lange Zeit vermutet wurde.

Obwohl es eine Reihe von Studien zu afrikanischen Sprachen gibt und wie diese Sprachen sich gegenseitig beeinflussen, weiß man bisher wenig darüber inwieweit dies linguistische Verwandtschaft beeinträchtigt (Heine und Kuteva 2001: 394).

Es hat sich in der Sprachkontaktforschung gezeigt, dass Sprachen nicht nur sprachliche Formen „entlehnen“, sondern dass in einem Konvergenzgebiet sich Sprachen strukturell ähnlicher werden können, in dem Sinne, dass sie ähnliche Grammatikalisierungsprozesse ihrer Nachbarsprachen durchlaufen, dabei aber eigenes Sprachmaterial verwenden. Dieser Prozess, der in der Literatur als kontakt-induzierter Sprachwandel oder kontakt-induzierte Grammatikalisierung beschrieben wird (Heine und Kuteva 2005), soll hier anhand des Bantu-Nilotischen Kontaktraumes verdeutlicht werden.

 

Literatur:

Aikhenvald, Alexandra Y. & Robert M.W. Dixon (Hrsg.). 2001. Areal Diffusion and Genetic Inheritance. Problems in Comparative Linguistics. Oxford: Oxford University Press.

—. (Hrsg.). 2007. Grammars in Contact. Oxford: Oxford University Press.

Dimmendaal, Gerrit J. 1995a. The Role of Bilingualism in Nilotic Sound Change. In: Dominicy & Demolin (Hrsg.). S. 85-110.

—. 1995b. The emergence of tense marking in the Nilotic-Bantu borderland as an instance of areal adaptation. In: Zima (Hrsg.). S. 29-43.

—. 2001a. Language Shift and Morphological Convergence in the Nilotic Area. In: Nurse, Derek (Hrsg.). S. 83-124.

Harris, Alice C. & Lyle Campbell. 1995. Historical Syntax in Cross-Linguistic Perspective. Cambridge: Cambridge University Press.

Heine, Bernd & Tania Kuteva. 2003. On contact-induced grammaticalization. Studies in Language, 27: 529-572.

—. 2005. Language Contact and Grammatical Change. Cambridge: Cambridge University Press.

Joseph, Brian D. and Richard D. Janda. (Hrsg.) [2003] 2008. The Handbook of Historical Linguistics. Malden, Oxford, Carlton: Blackwell.

Thomason, Sarah G. & Terence Kaufman. 1988. Language Contact, Creolization and Genetic Linguistics. Berkeley and Los Angeles: University of California Press.

Relational Strategies in Intercultural Conversations between Friends

Franziska Thurnherr (University of Berne, Switzerland)

This paper explores the theory of 'Relational Work' in the context of intercultural conversations. Watts and Locher (2005: 10) define relational work as “the ‘work’ individuals invest in negotiating relationships with others”. Hence, every individual will use relational strategies in order to negotiate a relationship in a conversation. Furthermore, Deborah Tannen (2005: 207) argues that “...speakers of different cultural backgrounds develop systematically different conventions for using and interpreting linguistic features”.  I argue, therefore, that speakers of different cultural backgrounds use different relational strategies. The question is which relational strategies a speaker uses when he/she speaks a second language. The speaker has a choice between three different relational strategies (the speaker's L1, the speaker's and hearer's L2, the hearer's L1). The hypothesis of this study is that speakers (in this case a circle of friends) use relational strategies from all three languages, intentionally or unintentionally.

The data for the study consist of six casual conversations in English between two to three participants of different cultural backgrounds and with different first languages. The data will be analyzed in a qualitative study by means of a conversational analysis to find relational strategies of the participants. Additional data consist of various comments, obtained through open interviews, of all four participants on specific instances of conversations. These comments are important in order to include the intercultural aspect of the study in the interpretation of the data, as well.

Therefore, the aim of this study is to combine interactional sociolinguistics with intercultural pragmatics. To be more precise, the concept of relational work will be applied to an intercultural context, with specific attention paid to the genre of conversations between friends.

References:

Locher, Miriam A., and Richard J. Watts (2005): Politeness theory and relational work. Journal of Politeness Research 1, 9-33.

Tannen, Deborah (2005): Interactional Sociolinguistics as a resource for Intercultural Pragmatics. Intercultural Pragmatics 2 (2), 205-208.

Experten versus Laien: Unterschiede in den konzeptuellen Metaphern für ANGER, LOVE und SADNESS

Anke Beger (Flensburg)

Die Emotionsmetaphorik gehört zu den im Rahmen der Kognitiven Metaperntheorie (Lakoff & Johnson 1980, 1999) sicherlich am meisten untersuchten Domänen (Kövecses 1986, 1988, 1990, 1995, 2000). Insbesondere zu ANGER formulieren Lakoff & Kövecses (1987) eine eindeutige These, welches die zentrale Metapher für diese Emotion im englischsprachigen Raum sei. Oftmals ist den vorliegenden Studien allerdings eine eher dürftige Methodik vorzuwerfen, da die Autoren ihre Ergebnisse weitgehend auf ihre Erfahrung mit der englischen Sprache zurückführen, anstatt diese aus konkret vorliegenden Sprachdaten abzuleiten (siehe z.B. Jäkel 2003: 134f.).

In der vorzustellenden Untersuchung werden englischsprachige Psychoratgeber, die im Internet zugänglich sind, als Datenkorpus ausgewertet. Somit sollen zunächst einmal verlässliche Ergebnisse zu authentischen Diskursen in den Zieldomänen ANGER, LOVE und SADNESS generiert werden. Damit handelt es sich um eine prinzipiell onomasiologisch-kognitive Metaphernanalyse (Jäkel 1997, 2003), welche hier allerdings genrespezifisch ausgerichtet ist.

Die eigentliche Zielsetzung der Untersuchung besteht jedoch im Vergleich des Diskurses zwischen Laien und Experten in den fraglichen Themenfeldern. Untersucht wurde hierbei zunächst, wie metaphorisch sich der gesamte Diskurs darstellt und welche Metaphernmodelle durch das Korpusmaterial tatsächlich belegbar sind. Weiterhin stellte sich die Frage nach absoluter und relativer Auftretenshäufigkeit der einzelnen Metaphernmodelle, sowie ihrer Realisierung in konkreten sprachlichen Metaphern. Als Ergebnis werden zum einen Unterschiede bezüglich der verwendeten Metaphernmodelle zwischen Laien und Experten herausgearbeitet, welche ein interessantes neues Licht auf die Frage der Alltagssprachlichkeit konzeptueller Metaphern werfen. Darüber hinaus lassen sich auch Folgerungen für die Verständlichkeit der Experten-Metaphorik und ihren rhetorisch-kommunikativen `Mehrwert` im Ratgeber-Diskurs ziehen.

 

References:

Beger, Anke (2008) Metaphors of Anger, Love and Sadness in Psychology Guides and Movies: A Comparison. Unpublished BA-Thesis, Flensburg University.

Jäkel, Olaf (1997) Metaphern in abstrakten Diskurs-Domänen: Eine kognitiv-linguistische Untersuchung anhand der Bereiche Geistestätigkeit, Wirtschaft und Wissenschaft. Frankfurt a.M./Berlin/Bern/New York/Paris/Wien: Peter Lang.

Jäkel, Olaf (2003) Wie Metaphern Wissen schaffen: Die kognitive Metapherntheorie und ihre Anwendung in Modell-Analysen der Diskursbereiche Geistestätigkeit, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion. Hamburg: Dr. Kovač.

Kövecses, Zoltán (1986) Metaphors of Anger, Pride, and Love: A Lexical Approach to the Structure of Concepts. Amsterdam/Philadelphia: Benjamins.

Kövecses, Zoltán (1988) The Language of Love: The Semantics of Passion in Conversational English. Lewisburg/London/Toronto: Bucknell University Press.

Kövecses, Zoltán (1990) Emotion Concepts. New York.

Kövecses, Zoltán (1995) "Anger: Its language, conceptualization, and physiology in the light of cross-cultural evidence", in: Taylor, John R. & MacLaury, Robert E. (eds.) Language and the Cognitive Construal of the World. Berlin/New York: Mouton de Gruyter, 181-196.

Kövecses, Zoltán (2000) Metaphor and Emotion: Language, Culture, and Body in Human Feeling. Cambridge: Cambridge University Press.

Lakoff, George (1987) Women, Fire, and Dangerous Things: What Categories Reveal about the Mind. Chicago/London: The University of Chicago Press.

Lakoff, George (1993) "The Contemporary Theory of Metaphor", in: Ortony, Andrew (ed.) (19932) Metaphor and Thought. Cambridge: Cambridge University Press, 202-251.

Lakoff, George & Johnson, Mark (1980) Metaphors We Live By. Chicago/London: The University of Chicago Press.

Lakoff, George & Johnson, Mark (1999) Philosophy in the Flesh: The Embodied Mind and Its Challenge to Western Thought. New York: Basic Books.

Lakoff, George & Kövecses, Zoltán (1987a) "Case Study 1: Anger ", in: Lakoff, George (1987), 380-415.

Lakoff, George & Kövecses, Zoltán (1987b) "The Cognitive Model of Anger Inherent in American English", in: Holland, Dorothy & Quinn, Naomi (eds.) Cultural Models in Language and Thought. Cambridge: Cambridge University Press, 195-221.

 

Vom Bär, den Häufen und den Höchenen - Nominalklassen im Hochdeutschen und Alemannischen

Kristin Kopf (Mainz)

Nominalklassenzugehörigkeit wird im Deutschen nicht overt markiert, sondern zeigt sich am Flexionsverhalten eines Substantivs, also an den Kategorien Kasus (Genitiv) und Numerus (Plural):

(1)    des Mannes, die Männer

(2)    die Tante, die Tanten

(3)    des Hemdes, die Hemden

(4)    des Heftes, die Hefte

Dieser Vortrag will einen knappen Überlick darüber geben, wie sich das deutsche Flexionsklassensystem seit der althochdeutschen Zeit verändert hat, welche Klassen noch heute produktiv sind, wo es zum Klassenwechsel von Substantiven kam und welche Faktoren – phonologisch, morphologisch (Analogie!), semantisch – diesen steuer(te)n. Dabei spielt auch das Genus eine wichtige Rolle.

Im zweiten Teil des Vortrags geht es um das Nominalklassensystem des Alemannischen, das durch Kasusabbau nur noch in der Pluralallomorphie zutage tritt. Gerade was Klassenübertritte angeht, verfolgt das Alemannische ganz andere Strategien als das Hochdeutsche (Stichwort Umlaut) und hat sogar eine ganz neue Klasse entwickelt.

(5)    d'Männer

(6)    d'Dondene

(7)    d'Hemder

(8)    d'Hefter

Das Nominalklassensystem des Alemannischen wird Thema meiner Magisterarbeit sein, wobei ich vorhabe, die Systeme für zwei Ortspunkte im Badischen und (wahrscheinlich) im Elsass zu erheben. Daher freue ich mich auch über Ideen und Vorschläge für die geplante Feldforschung.

 

Auswahlbibliographie:

Baur, Gerhard W. (1967): Die Mundarten im nördlichen Schwarzwald. 2 Bde. Marburg. Braune, Wilhelm (142004): Althochdeutsche Grammatik. Tübingen.

Nübling, Damaris (demn.): Was tun mit Flexionsklassen? Deklinationsklassen und ihr Wandel im Deutschen und seinen Dialekten. In: ZDL.

 

On Hierarchical Alignment

In diesem Forum wollen wir uns mit dem Invers-Linking-System im Movima (ISO 639-3: mzp) beschäftigen. 

Movima ist noch keiner Sprachfamilie zugeordnet und wurde erst kürzlich noch von Katharina Haude (Universität zu Köln) gefeldforscht. Das von ihr gesammelte Datenmaterial beschreibt eine Art von 'hierarchical alignment', das wir in diesem Forum einmal näher anschauen wollen. Wir wollen gemeinsam versuchen eine Analyse zu erarbeiten, die dieses außergewöhnliche Linkingphänomen adäquat beschreiben kann.

Wir vermuten, dass neben der Indexikalitätshierarchie auch informationsstrukturelle Faktoren maßgeblich am Linking beteiligt sind. Das Material zu Movima stellen wir Euch gerne zur Verfügung. Wer Interesse hat, meldet sich am Besten per Email unter dem Stichwort 'Movima-Forum' bei uns.

Literatur:

Haude, K. (to appear): Hierarchical Alignment.

Haude, K. (to appear): First and second person in Movima.

Narrationen von Kindern mit Down Syndrom

Kathrin Sauerwein, Gabriele Alberini, Britta Althoff, Christiane Radermacher (Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf)

Das Ziel der präsentierten Studie ist es, Erkenntnisse über die Erzählkompetenz von Kindern mit Down Syndrom zu gewinnen. Die Analyse von Erzählungen bringt eine Vielzahl verschiedener Aspekte mit sich, die sich sowohl auf sprachliche als auch auf kognitive Fähigkeiten beziehen. Zu diesem Zweck wurden Sprachdaten von Narrationen sowie von Spontansprache deutschsprachiger Kinder mit Down Syndrom erhoben. 

Als Versuchsmaterial diente die Bildergeschichte “Frog, where are you?”. Dabei handelt es sich um ein Bilderbuch bestehend aus 24 Bildern ohne Text. Diese Bildergeschichte wurde in Untersuchungen verschiedener Sprachen mit Erwachsenen und Kindern eingesetzt, wie z.B. im Englischen (Berman & Slobin, 1994 u.a.), im Französischen (Kail & Hickman, 1992), im Spanischen (Sebastián & Slobin, 1994) und im Hebräischen (Berman & Neeman, 1994). Zusätzlich wurden die Narrationen einer chronologisch gematchten Kontrollgruppe elizitiert, so, dass ein Vergleich mit der Versuchsgruppe möglich ist. Bei der Analyse liegt der Schwerpunkt auf den morpho-syntaktischen Fähigkeiten, der globalen Struktur der Narrationen und der Verwendung von evaluativen Mitteln.

Im Vortrag wird zunächst ein theoretischer Überblick über die Charakteristika des Down Syndroms, insbesondere der sprachlichen Fähigkeiten und über Narrationen gegeben. Darauf folgt die Vorstellung der Studie mit Methodik und Analyse der Ergebnisse. 

 

Auswahlbibliographie:

Boueke, D. & Schülein, F. (1991): Kindliches Erzählen als Realisierung eines narrativen Schemas. In: Ewers, H.-H. (1991): Kindliches Erzählen, Erzählen für Kinder. Erzählerwerb, Erzählwirklichkeit und erzählende Kinderliteratur. Weinheim: Beltz. S. 13-41.

McCabe, A., & Peterson, C. (Hrsg.) (1991): Developing narrative structure. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associates.

Reilly, J., Losh, M., Bellugi, U., Wulfeck, B. (2004): "Frog where are you?" Narratives in children with specific language impairment, early focal brain injury and Williams Syndrome. In: Wulfeck, B. & Reilly, J. (Hrsg.): Plasticity and Development: Language in Atypical Children. Special Issue, Brain and Language, (88), S. 229-247

Trabasso, T. & Rodkin, P. (1994): Knowledge of Goals/Plans: A conceptual basis for narrating Frog, where are you?. In Berman, R., & Slobin, D. I. (Hrsg.) (1994): Relating events in narrative: A crosslinguistic developmental study. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associates. S. 85- 106.

Entwurf eines Verblexikons für Bewegungsverben für das Role and Refernce Grammar

Judith Gottschalk (Düsseldorf)

Ziel dieses Vortrags ist es, einen Ansatz für eine mögliche Lexikontheorie für das Role and Reference Grammar (i. w. RRG) zu entwerfen. 

Es wird ein Modell für ein Lexikon von deutschen Bewegungsverben vorgestellt und gezeigt, wie ein solches Framework für ein Verblexikon, welches in die Gesamttheorie des RRG eingebunden werden kann, aussehen sollte.

Als Beispiel werden Bewegungsverben im Deutschen gewählt, da diese Verben zum Einen zu einem semantisch eindeutig zuzuordnendem Verbcluster gehören und zum Anderen auf vielfältige Weise einer semantischen Dekomposition unterzogen werden können, die für die Konstruktion eines Verblexikons für das RRG unerlässlich sind.

Der Vortrag gliedert sich wie folgt:

Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit dem theoretischen Hintergrund lexikalischer Theorien. Dabei wird die Einbindung der Theorien des Lexikons in grammatische Theorien erörtert. Außerdem wird in diesem Abschnitt die Rolle und die Funktionsweise semantischer Dekomposition, die ein Kernstück der hier dargestellten Lexikontheorien ist, vorgestellt.

In einem weiteren Abschnitt werden kurz die für die Lexikontheorie wichtigen Teile des RRG erläutert.

Anschließend wird der Aufbau des hier vorgestellten Lexikons dargestellt. Dabei wird meine Arbeitshypothese veranschaulicht, dass eine RRG-kompatible Lexikontheorie auf nicht-monotonen Vererbungshierarchien bezüglich der lexikalischen Eigenschaften der ausgewählten Verben und bezüglich der im RRG enthaltenen Aktionsarten basiert.

Im Folgenden wird gezeigt, dass auch in anderen lexikalischen Theorien mit Vererbungshierarchien gearbeitet wird. 
 
Der zweite Hauptteil des Vortrags stellt ein konkretes Lexikonfragment für eine Reihe deutscher Bewegungsverben vor. Es wird gezeigt, wie die einzelnen Teile, die im ersten Hauptteil vorgestellt wurden, interagieren und wie auf diese Weise ein funktionales Lexikon entstehen kann.

References:

Levin, B. & Rappaport Hovav, 2005. Argument Realization. Cambridge: Cambridge University Press.
Van Valin, Robert D., Jr., in press. Lexical Representation, Co-Composition, and Linking Syntax and Semantics, 1 - 42.
Van Valin, Robert D., Jr., 2005. Exploring the sentax-semantics interface. Cambridge: Cambridge University Press.
Van Valin, Robert D., Jr., & Randy J. LaPolla. 1997. Syntax: structure, meaning & function. Cambridge: Cambridge University Press.

Language and the brain

Christina Neuhaus (Dortmund)

While the mechanics of speech production and the anatomy of the mouth and throat are often discussed in introductions to linguistics, little is sad concerning the neurology of language production and perception. Where is speech located, if anywhere? Does our brain distinguish between syntax and semantics? How does our brain learn a language? Neuroscience can tell us a lot about how language works (especially when we look at instances where it does not work).
This paper is aimed at people with no prior knowledge of neurosciences and will give a basic introduction to what neurology is, the structure of the brain, and the functions of its major parts. I will pay special attention to the question of language localisation (remember Broca and Wernicke?), the role of hemispheric dominances, and some interesting and perplexing findings from brain research. I will also focus on different forms of language disorders (especially the different aphasias) and their therapy.

Greenberg revised - Universalien in der Verwandtschaftsterminologie?!

Christina Hein (Münster)

Wer sich mit Typologie & Universalienforschung beschäftigt, verbindet dieses Thema sicherlich vorrangig mit den Bereichen Phonologie, Morphologie und Syntax. Doch wie sieht es eigentlich in der Semantik aus? Für einen Teilbereich dessen, nämlich für die Verwandtschaftsterminologie (Kinship linguistics) hat Joseph H. Greenberg in den 60er Jahren einige Universalien postuliert, die bis dato kaum in Frage gestellt, geschweige denn systematisch überprüft wurden. Das war Grund genug für mich, sie in meiner Magisterarbeit einmal genau unter die Lupe zu nehmen. 
Es geht also um die Frage: Wie bezeichnet man seine Verwandten in den Sprachen der Welt? Die unzähligen Verwandtschaftsbeziehungen, die von einem Individuum ausgehen, können in Form von Stammbäumen beschrieben werden. Sollte jeder Zweig eines Baumes einen eigenen Verwandtschaftsausdruck erhalten, so überstiege dies unsere kognitive Kapazität. Zur Versprachlichung dieser Beziehungen muss klassifiziert werden, wobei die Möglichkeiten der Klassifizierung wiederum um ein Vielfaches größer sind. Somit weist also jede Sprache Verwandtschaftsausdrücke auf, die auf eine Gruppe von Verwandten referieren. Es gibt z.B. Sprachen, in denen „Onkel“ und „Sohn“ die gleiche Bezeichnung erhalten oder Sprachen wie das Gayo, das sechs verschiedene Ausdrücke für unseren Begriff Tante kennt. Allerdings lässt sich beobachten, dass gewisse Strukturen in den Sprachen der Welt immer wieder auftauchen und dass oft ähnliche Strategien und Prinzipien angewendet werden, Verwandtschaftsbezeichnungen nach bestimmten Merkmalen zu kategorisieren.
Greenberg ist noch einen Schritt weiter gegangen, indem er absolute Universalien aufstellte, die für alle Sprachen gelten sollen. Dass er für seine Untersuchung allerdings ein nicht-repräsentatives Sample wählte, macht seine Hypothesen angreifbar. Und da es sich bei Verwandtschaftsbezeichnungen um einen Themenkomplex handelt, der nicht nur linguistisch determiniert ist, sondern auch mit vielfältigen soziologischen, anthropologischen und ethnologischen Faktoren interagiert, liegt die Vermutung nahe, dass die Vielfalt der Verwandtschaftsausdrücke größer ist, als Greenberg annahm. 
Im Vortrag soll nun herausgestellt werden, ob es nicht doch irgendwo auf der Welt sprachliche Strukturen gibt, die Greenberg selbst für unmöglich oder zumindest für nicht existent hielt.

Auswahlbibliographie:


- Bagatzky, Thomas (1997): Ethnologie. Eine Einführung in die Wissenschaft von den urproduktiven Gesellschaften. Hamburg: Helmut Buske.
- Croft, William (1990): Typology and Universals. Cambridge [et al.]: Cambridge Univ. Press.
- Greenberg, Joseph H. (1990): „Universals of kinship terminology. Their nature and the problem of their explanation“. In: Denning, Keith / Kemmer, Suzanne (Hrsgg.): On Language. Selected writings of Joseph H. Greenberg. Stanford: Stanford Univ. Press. S. 310-327.
- Greenberg, Joseph H. (1966): Language universals. With special reference to feature hierarchies. The Hague / Paris: Mouton & Co.
- Kroeber, A[lfred] L. (1909): „Classificatory systems of relationship“. In: The Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland 39 (1909), S. 77-84.
- Lévi-Strauss, Claude (21967): Les structures élémentaires de la parenté. Paris / La Haye: Mouton & Co. (= Maison des sciences de l'homme. Collection de rééditions. 2).
- Lounsbury, Floyd G. (1969): „The structural analysis of kinship semantics“. In: Tyler, Stephen A. (Hrsg.): Cognitive Anthropology. New York [et al.]: Holt, Rinehart and Winston. S. 193-212.
- Murdock, George P. (1970): „Kin Term Patterns and Their Distribution“. In: Ethnology 9.2 (1970), S. 165-208.
- Murdock, George P. (1949): Social structure. New York: The Macmillan Company.
- Rijkhoff, Jan [et al.] (1993): „A method of language sampling“. In: Studies in Language (1993), S. 169-203.
- Sommer, Bruce A. (2006): Speaking Kunjen. An ethnography of Oykangand kinship and communication. Canberra: Research School of Pacific and Asian Studies / Australian Nat. Univ. (= Pacific Linguistics. 582).